St. Albertus Magnus, Baddeckenstedt

Adresse: Zur Rast 32, 38271 Baddeckenstedt
Patronatstag: 15. November

Die Kirche St. Albertus Magnus liegt in Baddeckenstedt im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel. Das Gotteshaus wurde 1957 geweiht.

Baddeckenstedt lag in dem Teil des Hochstifts Hildesheim, der von 1523 bis 1643 zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gehörte und in der Reformation lutherisch wurde. Nach der Wiedereingliederung ins Hochstift wurde auf der Burg Wohldenberg eine katholische Amtspfarrei eingerichtet, der auch die wenigen Katholiken von Baddeckenstedt und Umgebung zugeordnet wurden.

Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts (Zuckerfabrik, Konservenfabrik) brachte auch katholische Familien in den Ort. 1888 wurde in Baddeckenstedt eine Missionsstelle eingerichtet, und im Jahr darauf kaufte das Bistum das 1873 gebaute Missionshaus am Nordrand des Ortes an der heutigen Bundesstraße 6. Die Mission wurde abwechselnd von Grasdorf und von Ringelheim aus seelsorgerisch betreut. Auch eine katholische Schule wurde dort eingerichtet, die bis 1939 bestand.

Durch Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Gemeinde sprunghaft an, sodass die Kapelle im Missionshaus nicht mehr ausreichte. 1956 begann neben ihm der Bau der heutigen Kirche nach Plänen des Diözesanbaurats Josef Fehlig. Das ursprünglich vorgesehene Patrozinium St. Franziskus wurde auf Wunsch des neuen Bischofs Heinrich Maria Janssen in das des Dominikaners Albertus Magnus geändert, der u. a. in Hildesheim gelehrt hatte. Janssen weihte die Kirche am 23. Mai 1957.

1988 erfolgte eine Umgestaltung des Innenraums. Die 1964 gebildete Kuratiegemeinde kam 2004 zur neu gegründeten Pfarrei St. Hubertus Wohldenberg.

Die Geschichte

Für das Jahr 1109 wird die Siedlung Baddeckenstedt urkundlich belegbar. Sie war Lehnsitz der Grafen von Wohldenberg, die ihren dort gelegenen Haupthof mit der dazugehörigen Vogtei 1274 Bischof Otto I. (1260-1279) von Hildesheim übertrugen. (Siehe dazu auch die Geschichte der Burg Wohldenberg.)

Nach Angaben des Geistlichen Sostmann aus dem 18. Jahrhundert soll bereits im Jahr 1095 im Ort ein Gotteshaus erbaut worden sein, das dem Apostel Matthäus geweiht war. Im Güterverzeichnis des Goslarer Domstiftes wird die Kirche 1180 erstmals erwähnt; dies und das Patronat "Praepositus Goslarensis" weisen auf ihre vorübergehende Zugehörigkeit zum Archidiakonat Goslar hin. Obwohl der dortige Archidiakon Patron der Pfarrkirche war, wird neben dem Bischof oft auch der Domvikar aus Goslar als solcher genannt. Die neue Kirche war vorübergehend in St. Petrus und später in St. Paulus umbenannt worden. Ein "Plebanus" Ulrich wird für das Jahr 1317 bestätigt, ihm folgte 1324 ein Geistlicher namens Hartung.

Neben dem Vikar Bischof Siegfrieds II. (1279-1310) statteten auch die Priester vor Ort ihre Pfarrkirche wirtschaftlich aus. In den Pfarrsprengel von St. Paulus gehörte die St. Annenkapelle in Oelber im Archidiakonat Holle. Im Jahr 1373 griff Papst Gregor XI. (1371-1378) in einen Streit zwischen dem Baddeckenstedter Pfarrer Johannes Grossmann und dem Geistlichen aus Mechthausen ein, indem er die Angelegenheit an den Propst von St. Petershagen bei Goslar weitergab.

Nach der Niederlage des Hildesheimer Bischofs in der Stiftsfehde (1519-1523) gelangte das Amt Wohldenberg mit Baddeckenstedt an das Herzogtum Braunschweig- Wolfenbüttel. Einerseits war der Braunschweiger Herzog Heinrich ein entschiedener Gegner der Reformation, andererseits nahm er die Patronatsrechte der Kirchen für sich in Anspruch und ließ das Kirchengut von weltlichen Beamten verwalten, übte auch das geistliche Gericht aus und führte sogar in den Jahren 1539-1540 eine Kirchenvisiatation durch. Bereits während seiner Regierungszeit wurde vermutlich die Pfarrei in Baddeckenstedt durch den Amtmann des Hauses Wohldenberg verwaltet. Nachdem der Herzog 1542 durch den Schmalkaldischen Bund aus seinem Land vertrieben worden war, wurde auf Drängen der ev. Bundesgenossen eine Kirchenvisitation im Herzogtum durchgeführt. Der Visitationskommission gehörten auch Johann Bugenhagen und Antonius Corvinus an. Trotz ihrer Bemühungen um die Einführung der Reformation, blieb ein großer Teil der Bevölkerung katholisch. Auch die Besetzung der Pfarrstelle in Baddeckenstedt mit einem ev. Prädikanten lässt sich für das 16. Jahrhundert nicht nachweisen. St. Paulus war derzeit vom Amtmann des Hauses Steuerwald an seinen Verwandten Jacob Richardes verpachtet worden. Nach dem Tode Heinrich d.J. 1568 führte sein Sohn Herzog Julius II. endgültig die Reformation im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel ein.

Das Große Stift mit dem Amt Wohldenberg und Baddeckenstedt war 1643 wieder unter die Regierungsgewalt des Hildesheimer Fürstbischofs zurückgekehrt. Da jedoch durch die Normaljahresbestimmung der evangelische Besitzstand für 1624 garantiert wurde, erhielt die lutherische Gemeinde St. Paulus einen katholischen Landesherrn. Anfang des 18. Jahrhunderts zogen kath. Landarbeiterfamilien nach Baddeckenstedt, die von der Amtspfarrei Wohldenberg betreut wurden. Während der Industrialisierung (Zucker- und Konservenfabrik) siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts erneut kath. Familien in der Gemeinde an. Da die Kirche auf dem Wohldenberg nur durch einen eineinhalbstündigen Fußmarsch zu erreichen war, wurde in Baddeckenstedt 1888 eine kath. Missionsstelle eingerichtet. Nur vorübergehend musste der Gottesdienst in einem Gasthaus gefeiert werden, bis 1888 ein Kapellenraum eingerichtet werden konnte. Dem folgte 1889 der Kauf eines "Missionshauses" (erbaut 1873) durch das Bistum. Als Seelsorger der Gemeinde, die sich aus 100 ortsansässigen Katholiken, 40 sog. "Fabrikmädchen" und später 70 polnischen Landarbeitern zusammensetzte, waren abwechselnd die Geistlichen aus Grasdorf und Ringelheim tätig. Die Ende des 19. Jahrhunderts gegründete kath. Privatschule musste 1938 ihren Lehrbetrieb einstellen. Durch das Salzgittergesetz (1941) wurde Baddeckenstedt mit umliegenden Ortschaften vom Landkreis Hildesheim-Marienburg abgetrennt und dem Landkreis Wolfenbüttel als Entschädigung für die an die Stadt Salzgitter abgetretenen Gebietsteile zugewiesen. Diese von vielen als unsinnig empfundene Regelung wurde auch im Zuge der staatlichen Gebietsreform der 70er Jahre nicht bereinigt.

Nach Kriegsende erhöhte sich auch in Baddeckenstedt und Umgebung die Anzahl der Katholiken durch Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Die Kapelle reichte für die Anzahl der Gläubigen nicht mehr aus. Daher wurde von 1956-1957 neben dem Missionshaus ein neues Gotteshaus erbaut, das auf Wunsch des neuen Hildesheimer Bischofs Heinrich Maria Janssen das Patrozinium des Hl. Albertus Magnus erhielt. Ursprünglich war der Hl. Franziskus als Patron vorgesehen gewesen. Ein großer Wandteppich (siehe rechts) mit Szenen aus dem Leben dieses Heiligen schmückt noch heute den Altarraum in der Kirche. Der ehemalige Kapellenraum im "Missionshaus" wird heute als Gemeinderaum genutzt. Im Jahr 1961 schieden die Baddeckenstedter Katholiken aus den Pfarreien in Grasdorf, Salzgitter-Lebenstedt, Salzgitter-Ringelheim und Wohldenberg aus und bildeten eine eigene Vikarie. Die Erhebung zur Kuratie erfolgte mit bischöflicher Urkunde vom 8. September 1964. Der Seelsorger der neuen Gemeinde blieb wie bisher der Pfarrer vom Wohldenberg, wenn auch nur kurze Zeit ein eigener Seelsorger mit Sitz in Baddeckenstedt angestellt war. Die Wirtschaft der 1974 gebildeten Samtgemeinde Baddeckenstedt im Kreis Wolfenbüttel (heute trotz staatlicher Gebietsreform eine Enklave zwischen dem Landkreis Hildesheim und dem Stadtkreis Salzgitter) ist durch die Landwirtschaft geprägt. Die Zuckerfabrik in Baddeckenstedt schloss Ende 2000 für immer ihre Tore. Ein großer Teil der Gemeindemitglieder ist in den Industriebetrieben von Salzgitter beschäftigt.

St. Albertus Magnus-Kirche

erbaut 1956-57
Konsekration am 23. Mai 1957 durch Bischof Heinrich Maria Janssen
Erhebung zur Kirchengemeinde (Kuratie): 1964
Renovierung 1988
Konsekration des Hauptaltares am 30. November 1988 durch Generalvikar Heinrich Schenk
Anschrift: Zur Rast 32, 38271 Baddeckenstedt

 

Zur früheren St. Albertus-Magnus Gemeinde gehörten die Orte Baddeckenstedt, Oelber a.w.W., Rhene, Groß Elbe, Klein Elbe, Groß Heere, Klein Heere. Die Kuratie-Gemeinde St. Albertus Magnus wurde am 31.07.2004 aufgelöst und ging in der am 01.08.2004 neu gegründeten Pfarrei St. Hubertus Wohldenberg auf.